Bis spät in den Abend war das Fendt Forum in Marktoberdorf am vergangenen Dienstag hell erleuchtet. Zu gut waren die Gespräche und zu wertvoll der Austausch untereinander, als dass die Mitglieder des neugegründeten Fendt Classic Club International e.V. (FCCI) nach Hause oder ins Hotel fahren wollten. Aus Belgien, Luxemburg, Holland, Südtirol und aus ganz Deutschland waren die Fendt Fans angereist, um an der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins teilzunehmen. Gelockt hatte ein attraktives Programm mit hochkarätigen Rednern sowie die ideale Gelegenheit, sich in geselliger Runde kennenzulernen. Zum Start der Veranstaltung waren die Mitglieder außerdem zu einer exklusiven Werksführung eingeladen, die in vergangenen beiden Pandemie-Jahren selten geworden war.
In fünf Gruppen erkundeten die FCCI-Mitglieder die gesamte Traktoren-Produktionskette der Firma Fendt – angefangen im Getriebewerk, ging es durch Montage und Lackierung, bis hin zur sogenannten "Hochzeit", also der Zusammenführung von Kabine und Fahrgestell.
Die anschließende Versammlung im Fendt Forum eröffnete Vereinsvorsitzender Sepp Nuscheler mit begeisterten Grußworten. So ganz konnte es der ehemalige Fendt Pressesprecher wohl nicht glauben, dass seit Gründung Ende Oktober letzten Jahres bereits Fendt Fans aus sechs Ländern (auch aus Norwegen) zum Club gefunden hatten. Den ersten Vortrag hielt dann Christoph Gröblinghoff. Der Vice President und Vorsitzende der AGCO/Fendt Geschäftsführung informierte die FCCI-Mitglieder über die aktuellen Herausforderungen von Fendt Global. Die vergangenen Jahre seien aufgrund von Corona-Pandemie, Kriegssituation, unterbrochenen Lieferketten, fehlenden Mikrochips, diverser Kostensteigerungen und nicht zuletzt wegen eines groß-angelegten Cyber-Angriffs auf die Firmen-EDV, angespannt gewesen.
"Es vergeht kaum eine Woche, in der ich nicht einen dieser Krisen-Anrufe bekomme. Die schwierigen Aufgabenstellungen reißen nicht ab", berichtete Gröblinghoff. Gleichzeitig versicherte er, die Firma sei stabil, genauso der Landtechnik-Markt. "Wir haben weiterhin hohe Investitionen geplant!" Mehr als 250 Mio. Euro sollen in den Jahren 2022/2023 in die Weiterentwicklung der Fendt-Standorte in Wolfenbüttel, Feucht, Marktoberdorf, Hohenmölsen, Bäumenheim und Breganze (ITA) fließen. "Und wir werden auch einige neue Produkte auf den Markt bringen. Darunter ein neuer Traktor", kündigte Gröblinghoff an. Nicht zuletzt habe sich Fendt dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben und arbeite in verschiedenen Handlungsfeldern, z.B. Lieferketten, Produktion und Personal, an diesbezüglichen Optimierungen. Denn auch die Klimakrise war eines der herausfordernden Themen, die er zu Beginn seines Vortrags genannt hatte.
Sepp Nuscheler rückte anschließend den Fendt Classic Club International wieder in den Mittelpunkt. Der Verein ist nun offiziell ins Register eingetragen und auch die beantragte Gemeinnützigkeit wurde anerkannt. 161 Mitglieder stehen aktuell auf der Liste, wobei sich die Vorstandschaft um Nuscheler vor allem über die Ausgewogenheit in Bezug auf das Alter freut: "Das jüngste Mitglied ist gerade einmal 6 Jahre alt, das älteste über 90. Die stärkste Gruppe ist zwischen 40 und 49 Jahren." Alle von Ihnen bekamen an dem Abend ihre eigene Clubkarte und profitieren künftig von Preisvorteilen im Fendt Shop, erhalten Newsletter und das Magazin Fendt Focus sowie Einladungen zu gemeinsamen Fahrten. Noch in diesem Jahr soll es für eine Besichtigung ins Fendt Werk nach Asbach-Bäumenheim gehen. Der Verein selbst plant außerdem auf dem Historischen Feldtag in Nordhorn im August sowie im September und Oktober auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest in Stuttgart präsent zu sein.
Ein weiterer Höhepunkt gelang Walter Wagner, Vice President und Geschäftsführer Forschung und Entwicklung von Fendt und Vorstandsmitglied des FCCI, mit seinem Blick auf die Megatrends der Traktorenentwicklung. Nachhaltigkeit und Produktivität bzw. Wachstum stehen sich hierbei in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gegenüber. AGCO/Fendt plant diesen Herausforderungen mit der sogenannten CAREF-Strategie zu begegnen; diese nimmt die Felder Konnektivität, Automatisierung, Robotik, Elektrifizierung und Future Fuels, also Kraftstoffe der Zukunft, in den Fokus. "Für nachhaltige Lösungen ist eine Null-Emissions-Technologie erforderlich", informierte Wagner. Als Energiebringer stellte er Elektrik, Wasserstoff, aber auch Biomethan und synthetische Kraftstoffe zur Debatte. Wagner geht davon aus, dass die Antriebslösungen in Zukunft vielfältiger sein werden.
An der nachfolgenden Diskussion beteiligten sich die Mitglieder des FCCI rege und brachten einige Vorschläge zur Weiterentwicklung des Vereins. Eine Idee war, dass eine Übersicht über die vorhandenen Oldtimer-Traktoren mit Standort und Besitzer angelegt wird – für einen zielgerichteten Austausch. Der ein oder andere spannende Gesprächspartner hat sich aber bestimmt noch am selben Abend beim anschließenden Zusammensein im Fendt Forum gefunden.
Quelle: FENDT